Benefiz-Fußballspiel 2011

„Könnten wir nicht zum Anlass der Frauenfussball-WM ein Benefiz- Fussballspiel organisieren ?“

 

Damals, als ich diese Frage an Klaus Maier, den Vorstand des Fussballclubs Töging www.fctoeging.de richtete, ahnte ich noch nicht, welch schöne Erlebnisse auf mich warteten.

Klaus Maier berichtete mir, dass er bereits an mich gedacht hätte (er weiß von meinem Engagement für Plan www.muehldorf-altoetting.plan-aktionsgruppen.de und auch dass mein Patenkind Sowia in Kenia lebt).

Er erzählte mir, dass, sofern Töging den Zuschlag bekäme, 14 kenianische Mädchen über die Bundesligastiftung und die Care-Initiative „Sozialer Wandel  durch Sport “  www.care.de

für mehrere Tage nach Töging kommen sollen.

Als ich das hörte, machte mein Herz gleich einen riesen Sprung, hatte ich doch seit über 10 Jahren mein Patenkind Sowia ebenfalls aus Kenia, Nähe Nairobi im Gebiet Machakos.

Er bat mich, ein Schreiben an den Vorstand der Bundesligastiftung, Herrn Kurt Gaugler, zu verfassen, um als örtliche Plan- Aktionsgruppe in irgendeiner geeigneten Form mitwirken zu können und dass es einfach super  wäre, wenn diese tolle Veranstaltung nach Töging kommen würde , was ich natürlich sofort tat.

Nun hieß es abwarten. Erst viele Wochen später bekam ich Bescheid. Und tatsächlich, Töging hatte den Zuschlag, ich wurde offiziell von der Bundesligastiftung eingeladen, die Tage mit den Mädchen zu verbringen und unsere Plan-Aktionsgruppe wurde durch einen Plan-Infostand beim Freundschaftsländerspiel  der kenianischen Mädchen gegen die Mädchen des FC Töging in die Veranstaltung mit eingebunden.

Und es sollte noch besser kommen , ich wurde auch zu einem Galaabend nach Herzogenaurach eingeladen, wo auch Auma Obama, die Schwester von Barack Obama aus Kenia (sie kümmerte sich bereits in Nairobi um die Mädchen , die aus verschiedenen Initiativen vor Ort kommen), Vorstände der Bundesligastiftung/DFB, Vorstände von Care, Adidas-Vertreter und evtl. auch Steffi Jones erwartet wurden.

Am Samstag, den 18.Juni war es dann endlich soweit. Am Töginger Rathausplatz erwartete der FC Töging, die Fußballmädchen, Vertreter der Stadt Töging, der Bürgermeister und viele Stadträte und ich, schon gespannt und aufgeregt, die  Ankunft der Mädchen aus Kenia.

Und da kamen sie die Strasse entlang und es gab eine herzliche Begrüßung, wir alle wurden ins Rathaus gebeten und erhielten die Ehre , uns ins Goldene Buch der Stadt Töging einzutragen. Vor dem Rathaus wurde dann noch ein Gruppenfoto gemacht, die kenianischen Mädchen gaben noch eine spontane Tanzeinlage und sangen kenianische Lieder , wir klatschten  mit und mir wurde ganz warm ums Herz als ich den Mädchen zusah und zuhörte und dachte dabei an mein Patenkind Sowia.

Nachmittags war ein gemeinsames Training geplant, doch es regnete stark, und kurzerhand gingen wir in die Umkleidekabine . Bei Musik aus dem Recorder war nach kurzer Zeit die Müdigkeit nach der langen Anreise verflogen  und alles tanzte. Mit einem witzigen Kennenlern-Song „ Introduce yourself“ hatten wir  bald hervorragende Stimmung  und kamen uns alle sofort näher.

Am Sonntag fand dann das Freundschaftsspiel am Sportplatz am Wasserschloß statt, das 2:2 unentschieden endete. Hier konnten wir auch unseren Plan-Infostand aufbauen und interessierten Besuchern von unseren Patenkindern und Plan, speziell auch über die Fußballprojekte von Plan erzählen.

Am Abend wurde dann in Engfurt www.engfurt.de ein Barbecue-Abend veranstaltet, der sehr schön und lustig verlief. Wir sangen, tanzten, trommelten und feierten bis spät in die Nacht.

Am Montag unternahmen die Mädchen verschiedene Ausflüge, so auch zur Burg in Burghausen .

Am Abend fand dann ein gemeinsamer Kochabend im Herrenhaus in Engfurt statt , wo auch die Mädchen gemeinsam im 2.Stock untergebracht  waren.

Beim gemeinsamen Gemüseputzen und – schneiden , braten und kochen, rühren und abschmecken kamen wir uns  besonders näher und wir lernten uns gegenseitig Wörter auf Suaheli und auf Bayerisch. Einfache Ausdrücke wie „ mach sauba aba schnoi“ wurden sofort nachgesprochen und sorgten bei uns allen für großes Gelächter, ich sagte z.B. a really bavarian word is  „bassd scho“ (passt schon) , sobald mich die Mädchen und Betreuerinnen aus Kenia danach sahen, folgte sofort der Ausruf „bassd scho“ und wir alle mussten lachen.

Leider war auch dieser Abend irgendwann zu Ende und morgen würden die Mädchen bereits nach Herzogenaurach aufbrechen.

Ach, es war so schön die ganzen Tage und obwohl wir  wussten, dass wir uns alle in Herzogenaurach noch einmal sehen würden, flossen bei vielen Mädchen und dann auch bei mir die Tränen.

Am Mittwoch brachen wir, die Töginger Vertreter vom Fussballclub und ich nach Herzogenaurach auf. Wir wurden sehr herzlich von adidas empfangen, erhielten unsere VIP-Cards, damit wir überhaupt in das riesige, überwältigende Adidas-Gelände , das mit Schleusen wie „Fort-Knox“ abgesichert ist,  konnten.

Und dort liefen uns schon unsere liebgewordenen Kenia Mädchen und die beiden Betreuerinnen entgegen und wir fielen uns alle in die Arme.

Auf dem Adidas Trainingsgelände fand dann ein kleines Fußballspiel statt, wobei die Mannschaften gemischt gegeneinander spielten und von Kameras und Presse verfolgt wurden.

Dann hörte ich, Auma Obama, die Schwester von Barack Obama,  sei soeben aus Kenia eingetroffen und wird in ein paar Minuten zu uns stoßen.

Sie verfolgte dann ebenfalls das Spiel, setzte sich mitten unter uns auf die Tribüne, lächelte sehr freundlich und  machte einen  sehr sympathischen, natürlichen und unkomplizierten Eindruck.

Danach folgte eine offizielle Scheckübergabe von Adidas und der Bundesligastiftung an die Vertreter von Care und Klaus Maier überreichte ebenfalls einen Scheck vom FC Töging in Höhe von 4.000,– €.

An die Töginger Vertreter wurde ein ganz großes Lob für die tolle Ausrichtung der ersten Tage der Mädchen in Deutschland ausgesprochen, und  die FC-Damen erhielten alle einen sehr schönen Blumenstrauß als Dankeschön.

Auch ich wurde aufgerufen und mein Engagement für mein Patenkind in Kenia und die Plan-Aktionsgruppe  von Herrn Gaugler, Vorstand der Bundesligastiftung, gewürdigt und er überreichte auch mir einen sehr schönen Blumenstrauß. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und ich freute mich sehr.

Anschließend fand der Galaabend mit einem wunderschönen Mehrgänge-Menue im Adidas-Restaurant statt. Mein Sitzplatz befand sich fast direkt gegenüber von Auma Obama, die fließend deutsch spricht, da sie in Heidelberg Germanistik studiert hat und auch hier in Deutschland promoviert hat. Sie erzählte uns von Kenia, speziell auch von Nairobi und den Lebensumständen der Mädchen, die dort in Slums leben und nur durch örtliche Initiativen (z.B.Boxen, Fußball) von der Straße geholt werden können.

Es war sehr interessant ihr zuzuhören, sie war aber auch sehr interessiert, etwas über Töging und die Zeit der Mädchen in Töging zu erfahren. Sie war doch  überrascht, dass sich in dieser kurzen Zeit bereits so viel Nähe und Freundschaft zwischen uns allen entwickelt hatte.

Die Töginger Mädchen zeigten dann zusammen mit den kenianischen Mädchen Frau Obama das „Fliegerlied“ und die Kenia Mädchen tanzten einen speziellen Tanz, den die Töginger Mädchen als Backgroundtänzer unterstützten.

Nun hieß es für die Mädchen untereinander Abschied nehmen, denn die Töginger Mädchen traten im FC-Bus die Heimreise an. Es gab viele Tränen und Umarmungen und die kenianischen Mädchen übergaben noch persönliche Briefe auch mit Kontaktdaten der Initiavien in Nairobi, über die wir die Mädchen erreichen können und auch Fotos senden können.

Auch für uns Erwachsene war dann die Zeit gekommen, um ins Adidas Hotel für die Nacht zurückzukehren ( hier waren auch Frau Auma Obama und die kenianischen Mächen mit Ihren

Betreuerinnen untergebracht). Dabei nahm Auma Obama einen „Schleichweg“ zu Fuß vom Restaurant zum Hotel und ich begleitete sie dabei.

Ich sagte ihr, dass es für mich eine große Freude und Ehre ist, sie kennengelernt zu haben und Frau Obama blieb stehen und sagte zu mir gewandt: „Mir ist es eine große Freude und Ehre“. So natürlich und unkompliziert ist Auma Obama.

Wir unterhielten uns ganz angeregt, speziell auch über mein Patenkind Sowia ( ich hatte ein Foto dabei, dass sie sehr interessiert betrachtete ), dass ich sie unbedingt besuchen werde, über ihre Lebensumstände und wo sie genau lebt. Auma Obama kennt das Gebiet Machakos und war dort schon. So klein ist die Welt.

Natürlich erzählte ich Frau Obama auch von unserer Plan-Aktionsgruppe und unseren Aktivitäten für Plan und ich gab Ihr unseren Kontaktflyer, vielleicht schaut sie ja mal auf unsere homepage.

Und wir sprachen über Ihr Buch  „ Das Leben kommt immer dazwischen“, Stationen einer Reise, erschienen im Lübbe-Verlag, das ich mir dann zuhause sofort besorgte. Ein wirklich hochinteressantes Buch über ihr Leben , das ich nur empfehlen kann.

Im Hotel setzten wir uns alle noch in einer großen Runde zusammen und bei einem Absacker und Käsehäppchen ließen wir die vergangenen Tage Revue passieren und es ergaben sich auch hier angeregte Gespräche.

Am nächsten morgen am Frühstücksbuffet  umringten mich einige Mädchen und zeigten auf Verschiedenes am Buffet das sie nicht kannten mit der Frage: „ what`s that? “. Sie blieben dann doch lieber bei Obst und Pommes.

Nach dem Check out  wurde der Bus der Mädchen beladen und jetzt hieß es endgültig Abschied nehmen. Es wurde noch ein Abschiedsfoto vor dem Adidashotel gemacht. Wir umarmten uns alle und wieder flossen viele Tränen. Die Mädchen stiegen in den Bus ein, kamen aber zur hinteren Tür wieder raus, um uns nochmals und nochmals zu umarmen und mich so fest zu drücken, dass ich beinahe keine Luft mehr bekam. Sie schauten zu mir hoch und sagten „I miss you, I love you“.

Jetzt war es auch um mich geschehen und ich versuchte die Fassung zu bewahren. Auma Obama drückte mich zum Trost und Abschied noch mal ganz fest und sagte: „Wir sehen uns in Nairobi“.

Auch von einigen Mädchen und den Betreuerinnen bekam ich Kontaktdaten und die ersten e-mails wurden schon geschrieben. Auch von Beatrice, einer der Betreuerinnen, bekam ich einen persönlichen Brief mit einem Foto von allen und ich soll mich melden, sobald ich wüsste, wann ich in Nairobi bin, dann nimmt sie sich frei und zeigt mir Nairobi und Umgebung.

Jetzt habe ich schon konkrete Anlaufstationen für meine geplante Reise nach Kenia zu meinem Patenkindbesuch. Das freut mich sehr !

Als der Bus losfuhr winkte ich Ihnen noch sehr lange nach, bis ich sie nicht mehr sehen konnte .

Wieder zuhause konnte ich diese Tage voller Freude, Spaß und Integration und vor allen Dingen voller Emotionen  noch mal  revue passieren lassen.

Trotz ihrer ärmlichen Lebensumstände strahlen diese Mädchen eine unglaubliche Lebensfreude aus und sind dabei  ohne Neid. Eines der Mädchen wollte sogar ihre Eiscreme (die sie alle sehr liebten)  ihrer neuen Freundin aus Töging geben, da ein Eis zuwenig war.

Danke für diese herrliche Erfahrung dem FC Töging, Klaus Maier und Herrn Gaugler, der Bundesligastiftung und den Vertretern von Care und adidas.

Liebe Zamzam, Priscilla, Selina, Uhber, Tania, Anna, Mariam, Grace, Ireen, Zainabu, Lavender, Gemima, Diana, Kelly , liebe Coaches Beatrice und Rosemary,

die Zeit mit Euch war so schön und ich möchte sie um nichts in der Welt mehr missen.

Ich werde Euch und die Tage mit Euch für den Rest meines Lebens nicht vergessen.

Hoffentlich sehen wir uns bald in Nairobi !

NAKUPENDA

Eva Stöhr